Viele Menschen drängen gerade an den Wochenenden oder im Urlaub hinaus in die sogenannte freie Natur. In den dichtgedrängten Wohnsiedlungen lässt sich dieses wohl grundsätzliche menschliche Bedürfnis, Natur hautnah zu erleben, häufig nicht mehr befriedigen. Trotzdem sind die Menschen in Fürstenfeldbruck noch sehr privilegiert. Umgeben von vielen Wäldern und gelegen im romantischen Ampertal wird den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt viel Möglichkeit geboten sich in der Natur zu entspannen und auch was für die Gesundheit zu tun.
Vielen reicht der Spaziergang im Park, die Radltour in die Felder, Wiesen und Wälder aber nicht aus. Sie wollen ein Stück Erde selber bestellen. Dies fördert nicht nur die persönliche Zufriedenheit, sondern schafft auch soziale Beziehungen über Generationen hinweg und verbindet Menschen unterschiedlicher kultureller und sozialer Herkunft. Hinzu kommt, dass Pflanzen, Bäume, Grünflächen durch ihren Einfluss auf das lokale Klima (im Prinzip natürlich auch auf das globale Klima) unsere Lebensqualität erheblich verbessern, auch wenn dies vielen gar nicht immer bewusst ist. Die Beliebtheit des Projekts Fürstenacker bestätigt den Bedarf an Möglichkeiten für naturnahe, eigene kreative Tätigkeit.
Persönlich war es immer mein Ziel gewesen, sowohl die Freude, welche aus der Arbeit in Garten, Feld und Wald erwachsen zu genießen und damit aber gleichzeitig auch etwas für unsere Umwelt direkt vor der Haustüre und das Gemeinwohl zu tun.
Wie schaut dies konkret aus? Im bayerischen Landesentwicklungsplan wird angeregt an Ortsrändern, so wie früher, Streuobstwiesen anzulegen. Der Bund Naturschutz ergänzt dies mit seiner Forderung Vogelschutzhecken anzulegen. Gut 16 Jahre ist es nun her, dass im Brucker Ortsteil Puch ein Haus, oder besser gesagt eine Bauruine, zur Versteigerung anstand. Wesentlich attraktiver als das marode Gebäude war für meine Familie und mich allerdings die dahinter liegende Wiese. Es dauerte aber noch einige weitere Jahre bis es möglich wurde die Wiese, die Eigentum der Pucher Kirchenstiftung ist, langfristig zu pachten. Inzwischen sind es nun fast 10 Jahre, dass wir die schöne Wiese mit ihren 6.000 qm davor retten konnten in Ackerland umgewandelt zu werden. Sofort nach der Unterschrift auf dem Pachtvertrag haben wir uns darangemacht 25 Hochstämme mit alten Obstsorten einzusetzen und rd. 150 Meter Vogelschutzhecke anzupflanzen. Die Anzahl und auch die Vielfalt von Insekten und Vögeln haben seither enorm zugenommen. Die Tiere danken es mit Gebrumm, Gezirpe und munterem Gezwitscher. Nicht nur zu unserer Freude, sondern auch zu der bei vielen Nachbarn. Gemäß Art. 14 Abs. Grundgesetz „Eigentum verpflichtet“.
Wichtig und eine besondere Freude ist es, den Bezug zur Natur und was die Erde so alles produziert, nicht nur den eigenen Kindern vermitteln zu können. Auch Kinder die zu Besuch kommen, darunter auch immer welche mit einem sogenannten Migrationshintergrund, haben ihre Freude daran Beeren zu pflücken oder Äpfel direkt vom Baum zu ernten. Die Natur ist unsere Lebensgrundlage. Es gilt sie zu schätzen und zu pflegen. Wir müssen dies auch unseren Kindern vermitteln, vor allem denjenigen, die kaum Chancen haben die Natur direkt in ihrem Lebensumfeld selbst zu erfahren.
Um die Vision von einer intakten Umwelt zu erweitern, gelang es mir vor ein paar Jahren auch noch ein kleines Stück Wald in Puch zu erwerben. Der Borkenkäfer hat gleich kurz danach seinen Beitrag geleistet, damit zu beginnen den ursprünglichen Fichtenwald in einen natürlichen Mischwald mit eigener Regeneration umzugestalten.
Pläne für die nächste Zukunft: Der Kontakt und das Erlebnis mit Tieren wollen wir über Hund, Katze und Kaninchen erweitern. Ein paar Lamas und Hühner sollten der Wiese nicht schaden, ein bisschen Landleben erhalten und weitergeben, sowie dem Verlust von Dorfatmosphäre in Puch ein bisschen was entgegensetzen.
Weltoffenheit, Heimatliebe und Naturschutz sind auch Grundwerte der Brucker Bürgervereinigung. Die Menschen und vor allem die jungen darunter sollen sich mit ihrer Stadt auch identifizieren können und - Naturschutz beginnt vor der Haustüre.
Willi Dräxler
Stadtrat, Integrationsreferent