Leserbrief zum Artikel
„Versorgung der Flüchtlinge in Gefahr“ vom 28. Dezember 2016

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„Versorgung der Flüchtlinge in Gefahr“ vom 28. Dezember 2016

An die
Süddeutsche Zeitung
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82256 Fürstenfeldbruck

Leserbrief
Zum Artikel „Versorgung der Flüchtlinge in Gefahr“ vom 28. Dezember 2016

„Never change a running system“ diese Lebensweisheit sollte sich auch die Regierung von Oberbayern zu Herzen nehmen, wenn sie meint bei der medizinischen Versorgung der Flüchtlinge im Fliegerhorst etwas Besseres bieten zu können als die Fachlichkeit und das Engagement der mit den lokalen Strukturen vertrauten Brucker Ärztinnen und Ärzte um Dr. Kainzinger. An dieser Stelle nochmals große Anerkennung und Respekt für deren Leistung, womit auch viele Bürger und Institutionen in der Stadt in angemessenen Maße eingebunden sind. Normalerweise müsste die medizinische Station im Fliegerhorst als „Best Practice Beispiel“ ausgezeichnet und auf andere Standorte übertragen werden, statt diese faktisch abzuschaffen.

Ansonsten legt die Regierung selbst auch nicht immer einen sonderlichen Ehrgeiz an den Tag sich an Vorschriften zu halten. Formell stellt die Erstaufnahmeeinrichtung einen illegalen Betrieb dar, denn die Regierung hat es bis heute nicht für nötig befunden die erforderlichen baurechtlichen Anträge für den Betrieb zu stellen. Vielleicht steckt dahinter aber auch Kalkül. Die Stadt Fürstenfeldbruck hat einer Platzzahl, wie sie derzeit vorgehalten wird, nie zugestimmt und es dürfte sich dafür im Stadtrat auch keine Mehrheit finden. Das Ziel muss sein auf die ursprüngliche Zahl von 600 Plätzen, und auch das ist für einen einzigen Standort aus dem Blick der sozialen Ausgewogenheit bereits sehr viel, zurückzukehren.

Der Fliegerhorst steht sonst in Gefahr von einem anderen Horst, nämlich dem Seehofer Horst, für seine zweifelhaften politischen Ziele instrumentalisiert zu werden. Statt ständig feste Obergrenzen einzufordern, wofür wahrscheinlich sogar das Grundgesetzt geändert werden müsste, wären zuerst die Hausaufgaben zu erledigen, nämlich eine bessere Verteilung der Flüchtlinge und keine Langzeitkasernierung mit dem damit verbundenen Ausschluss einer Arbeitsaufnahme. Man vergesse nicht, wer viel Zeit hat ist auch mehr krank und dem kann auch mehr Unfug einfallen, als jemand, der seine täglichen Pflichten erfüllen muss, wozu i. d. R. eine Erwerbstätigkeit gehören sollte, was die Flüchtlinge fast alle sehnlichst wünschen.

Die ärztliche Versorgung der Flüchtlinge im Fliegerhorst ist ein Verbindungsglied in die lokale Gesellschaft. Sie hat deshalb bei den Brucker Ärzten zu verbleiben. Ohne Wenn und Aber und ohne Ausschreibungsgezetere.

Willi Dräxler
Stadtrat, BBV
Integrationsreferent

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