Entlassung des Oberbürgermeisters auf Grund dauernder Dienstunfähigkeit

Entlassung des Oberbürgermeisters auf Grund dauernder Dienstunfähigkeit

Klaus Pleil BBV - Oberbürgermeister von Fürstenfeldbruck

 
Redebeitrag des BBV-Fraktionsvorsitzenden Klaus Quinten auf der Sondersitzung des Stadtrates vom 16.1.2017 (nachträglich aus Notizen zusammengefasst)

 

Sehr geehrter Herr Bürgermeister, liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die heute zu beschließende Entlassung unseres Oberbürgermeisters Klaus Pleil auf Grund dauernder Dienstunfähigkeit hat für uns etwas Bedrückendes, obwohl wir wissen, dass sie -leider- notwendig ist. Sie ist für uns besonders bedrückend, weil sie den Charakter des Endgültigen hat.

Der zu fassende Beschluss gründet sich auf die gesetzlichen Bestimmungen und auf die Prognose des Amtsarztes. Die Prognose geht aus vom Gesundheitszustand des OB, von den Schäden, erlitten durch den schweren Herzinfarkt, und sie beruht auf medizinisch-wissenschaftlichen Erfahrungswerten.

Für mich selbst geht es seit geraumer Zeit in erster Linie um den Menschen Klaus Pleil, um den Freund, um den Familienvater Klaus Pleil, um seinen Gesundheitszustand und auch um die Folgen für seine Familie, und weniger um den Oberbürgermeister Klaus Pleil.

Als Fraktionssprecher und Vorsitzender der Brucker Bürgervereinigung, in Verantwortung gegenüber dem Stadtrat, also Ihnen gegenüber und gegenüber der ganzen Stadt lege ich Wert auf die Feststellung: Wir haben niemandem etwas vorgemacht (gemeint ist: in Bezug auf eine in absehbarer Zeit mögliche Rückkehr ins Amt) und das ist auch protokolliert aus einer Besprechung der Fraktionsvorsitzenden. Diese Feststellung ist mir sehr wichtig.

Trotzdem gab es Missverständnisse durch die lange Hängepartie (entnehmbar aus wenigen Leserbriefen), und gewisse "Schmutzeleien" (hier erlaube ich mir, eine etwas seltsame, häufig zitierte Wortschöpfung des Herrn Ministerpräsidenten zu verwenden) fanden sich in sozialen Medien (Na ja: Wer ko, der ko). Die Familie Pleil hat sich gegen Vorwürfe ("aussitzen", "verzögern") durch Stellungnahmen, durch Wort und Tat (treffender als "Tat" wäre Nicht-Tun, d.h. Verzicht auf Einwendungen oder Einsprüche) überzeugend, wie ich meine, zur Wehr gesetzt. Der Stadtrat ist mit der schwierigen Situation zivilisiert umgegangen, das wurde übrigens auch in der örtlichen Presse gewürdigt. Dafür möchte ich Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, insbesondere Ihnen, Herr Bürgermeister (Erich Raff), und Ihrer Stellvertreterin Karin Geißler ausdrücklich danken.

Für eine umfassende Würdigung des scheidenden Oberbürgermeisters ist heute wohl nicht der richtige Tag, er ist ja noch offiziell ein Vierteljahr im Amt. Wenn ein neuer OB gewählt ist und Klaus Pleil – das hoffen wir alle - in seinem Genesungsprozess deutlich vorangekommen ist, wird der richtige Zeitpunkt dafür gefunden werden. Lassen Sie mich trotzdem kurz an einen bedeutenden Augenblick aus seiner kurzen Amtszeit erinnern: Ich kann mich immer noch gut hineinversetzen in seine Situation beim Thema "Gestaltung des Viehmarktplatzes", als er von schlaflosen Nächten wegen eines ins Auge gefassten Architektenwettbewerbes sprach, dessen Ergebnis mit einem 1.Preisträger wir weitgehend verpflichtet gewesen wären, auch wenn etwas "herausgekommen" wäre, was wir zumindest teilweise nicht wollen. Diesbezügliche Befürchtungen Pleils führten in enger Zusammenarbeit mit der Bauverwaltung zu dem für Bruck noch ungewohnten Verfahren von "Plangutachten", das auch anfängliche Kritiker inzwischen positiv bewerten. Dieses Verfahren lässt dem Stadtrat mehr Spielraum bei seiner Entscheidung: Machen wir etwas draus! Dies würde eine größere Würdigung des scheidenden OB bedeuten als eine durch Worte.

Die BBV-Fraktion wird dem Beschlussvorschlag zustimmen: "Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar", so hat es die große Dichterin Ingeborg Bachmann prägnant formuliert.

So ist es wohl, auch wenn die Wahrheit hart ist und eigentlich eine Zumutung darstellt.


Pressestimmen:

Bericht im Fürstenfeldbrucker Tagblatt - Ausgabe vom 18.01.2017 »

Bericht in der Süddeutschen Zeitung - Ausgabe vom 18.01.2018 »

Bericht im Kreisboten - Ausgabe vom 18.01.2017 »

Stimmen im Web - Meldung im Fürstenfeldbrucker Tagblatt - Ausgabe vom 18.01.2017 »

Kommentare sind deaktiviert.