RathausReport Februar 2016:
Ein neues Rathaus auf dem Viemarktplatz: Ein kurzer Spuk

RathausReport Februar 2016:
Ein neues Rathaus auf dem Viemarktplatz: Ein kurzer Spuk

Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich: Ein Rathausneubau soll auf den Viehmarktplatz? Ziemlich groß und jeweils auf der ersten Seite berichteten die beiden Brucker Tageszeitungen am 29.1. bzw. 1.2. über den "Sanierungsfall" Rathaus. Neben einer differenzierten Darstellung über den Renovierungs- und Raumbedarf beim Rathaus gab es auch herausgehobene Schlagzeilen wie "Neubau am Viehmarktplatz?"  und "Zwei CSU-Politiker nennen Viehmarkt als Standort".

Ausgangspunkt der Meldungen ist zunächst der längst bekannte Sanierungs- und Erweiterungsbedarf beim Brucker Rathaus, für den im Jahr 2015 insgesamt 5 Millionen Euro in der langfristigen Finanzplanung bis 2020 vorgesehen waren (refinanziert werden sollte bzw. soll das Ganze größtenteils durch den Verkauf des Grundstücks mit der ehemaligen Schule am Niederbronnerweg, in welcher derzeit Teile der Stadtverwaltung untergebracht sind). Im aktuellen  Finanzplan 2016 war auf einmal mehr als doppelt so viel vorgesehen, nämlich ein Betrag von 11 Millionen (darunter 2 Millionen für reine Sanierungszwecke) bis incl. 2021, und dies ohne neuen Beschluss, ohne Machbarkeitsstudie etc.

Da kam bei den Haushaltsberatungen aus den Reihen der CSU-Fraktion der Vorschlag, gleich ein ganz neues Rathaus auf dem Viehmarktplatz zu errichten. Dieser Vorschlag blieb in der Sitzung weitgehend unkommentiert, früher nannte man so etwas  "beredtes Schweigen". Verständlich - hat doch die Bevölkerung mittels Bürgerentscheid eine vollständige Bebauung des nördlichen Viehmarktplatzes  durch das Geschäftshaus eines Investors klar abgelehnt. So genannte Plangutachten über die künftige Gestaltung des Viehmarktplatzes wurden inzwischen vom Stadtrat nach intensiven Beratungen  mit überwältigender Mehrheit ausgelobt. Im Auslobungstext für die Architekten ist von einem Rathausneubau natürlich keine Rede: Wie sollte das auch gehen – einen Platz zu gestalten, indem man ihn durch ein riesiges Gebäude beseitigt? Sollte ausgerechnet die Stadt das selber tun, was einem Investor von den Bürgern verweigert wurde? Das wäre absurd und eigentlich keine Diskussion wert. Doch was die Stadträte aus Höflichkeit und sonstigen guten Gründen unterlassen haben, startete ein auf Publicity bedachtes Ex-Stadtratsmitglied als Zuschauer im  Finanzausschuss noch während der Sitzung auf facebook. Er postete nach dem beliebten Motto: Schnelligkeit ist wichtiger als Genauigkeit, als Nachdenken, als überlegtes Handeln, er nannte den Vorschlag "eine bemerkenswerte Idee... sehr interessant" und "belegte" seine Aussage mit einem frischen Bild aus dem Sitzungssaal. Tja, und in den darauf folgenden Tagen griff die Presse das Thema auf, sachlich, differenziert, aber eben mit den herausgehobenen Schlagzeilen über ein neues Rathaus auf dem Viehmarktplatz. Nicht jeder liest jedoch jeweils den ganzen Artikel, manche lesen nur die Schlagzeilen, und so könnte die "Idee" vom Rathaus auf dem Viehmarktplatz noch eine Weile in dem einen oder anderen Kopf herumspuken.

Die Realität schaut anders aus: Das Rathaus kann in den nächsten Jahren sukzessive saniert werden, und der nötige Erweiterungsbau ist auf dem Rathausgelände leicht möglich. Übrigens: Einen kleinen Teil der Rathausverwaltung, z.B. das Büro für Veranstaltungen und Fremdenverkehr,  auf den neu zu gestaltenden Viehmarktplatz zu verlagern, wäre durchaus sinnvoll.

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